Seepferdchen
Seepferdchen
Doku-Drama
D 2021
16 Minuten
Regie Nele Dehnenkamp
Filmakademie Baden-Württemberg
Das Seepferdchen ist ein kräftiges Tier. Es steht aufrecht im Wasser und kann nicht untergehen, ermutigt der Schwimmlehrer die Kinder. Nach ihm ist auch ein Ort im Gehirn des Menschen benannt, der Hippocampus, wo alles Erinnern beginnt. Dort archivieren wir das, was wir nicht vergessen können – im Seepferdchen begegnen sich Schrecken und Schönheit des Lebens. Für Hanan ist es der Ort, an dem sie ihre Erinnerung an das Meer aufbewahrt.
Als die junge Jesidin mit ihrer Familie in einem kleinen Schlauchboot das Mittelmeer überquerte, konnte sie nicht schwimmen. Das Blau des Wassers und die Angst vor dem Ertrinken hatten sich unwiderruflich in ihr Gedächtnis gebrannt. Um ihre Ängste zu bezwingen, lernte sie schwimmen. Auch diese Erinnerungen teilt sie, ebenso die Sensibilität für andere, die daraus erwachsen ist. Sie fühlt mit Kindern, wenn sie Angst vor Wasser haben, und hilft ihnen ganz behutsam und geduldig, sich langsam an dieses Element zu gewöhnen. Denn Hanan trainiert nun selbst Kinder für ihr erstes Schwimmabzeichen: das Seepferdchen. Unter diesen Kindern ist auch ihr Bruder Sidar. Während sie ihn bei dem bedeutenden Schritt begleitet, seine Schwimmflügel abzulegen und den Sprung ins Wasser zu wagen, werden Hanans traumatische Erlebnisse und Ängste, aber auch ihre beeindruckende Stärke und Zuversicht deutlich. Im Wasser des Schwimmbads erwarten sie noch immer die dunklen Bilder vom Mittelmeer.
"»Seepferchen« erforscht in poetischer Weise die Widersprüchlichkeit und Unberechenbarkeit des Gedächtnisses", findet die Jury, die den Film mit dem Grimme Preis 2022 auszeichnete. "Prädikat besonders wertvoll" lobt die Filmbewertungsstelle Wiesbaden.